Historische Gemäuer

Das PLATZ Haus in der Griesgasse 18 in Brixen ist ein spatgotischer Bau mit Zinnengiebel, Erkerturm und Rundbogentor.
Nach der Sanierung und Entfeuchtung der Kellerräume (siehe Beitrag vom September 2017) wurden ab März 2019 der Ausbau des Unterdachraumes, die Sanierung einer Wohnung und des großen Saales im 2. Obergeschoss und die Sanierung der Fassaden in Angriff genommen.


Bestand 


Projekt

Da das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler Bedenken geäußert hatte in Bezug auf die ursprünglich im historischen Saal im 2. Obergeschoss angedachte Positionierung und Ausformung des neuen Treppenaufganges zum Dachgeschoss, wurde die Treppenposition in die gegenüberliegende, nordseitige orientierte Gebäudehälfte verlegt, angrenzend an einen bestehenden Lichtschacht.
Dadurch blieb der Saal mit spätgotischer Kassettendecke frei von Einbauten, die neue Treppe konnte zudem ohne Wendelungen realisiert werden.

  

Außerdem konnte im Vergleich zum ursprünglich angedachten Konzept auf eine zusätzliche Dachgaube verzichtet werden, oberhalb des Treppenpodestes wurde lediglich für Wartungszwecke am Dach ein kleines Dachausstiegfenster vorgesehen.
Die bestehende Verglasung des Lichthofes wurde gänzlich erneuert und mit einem öffnbaren Dachfenster ausgestattet.

Im Zuge der Arbeiten stellte sich heraus, dass die bestehenden Holzbalkendecken statisch zu verstärken und einige Trennwände im 2. OG zu ersetzen sind. Ebenfalls aus statischen Überlegungen heraus wurden die ursprünglich in Massivbauweise geplanten Innentrennwände in Holz – Rahmenbauweise ausgeführt. Somit konnte das gesamte Dachgeschoss in Holzbauweise realisiert und ein hoher Wärmedämmstandard errreicht werden.

Durch von den Giebelmauern zurückgesetzte Wandabschnitte konnten kleine Loggien gewonnen werden, über welche die beiden Dachgeschosswohnungen belichtet und belüftet werden. Gleichzeitig geben sie einen interessanten Blick auf die Dachlandschaft der Altstadt frei.

  

Da die Fassaden sehr stark verunreinigt waren, Algenwuchs und vor allem im Sockelbereich erhebliche Feuchteschäden aufwiesen, wurde eine gründliche Reinigung und Ausbesserung der Putzflächen im Sockelbereich mittels diffusionsoffenem, hydraulischem Sanierputz auf Kalkbasis durchgeführt, sowie eine Neutünchung der gesamten Fassadenflächen mittels Kalkanstrich.
Die neuen Fenster wurden gemäß Auflage des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler in Holz mit 2 Flügeln ausgeführt, mit traditioneller Sprossenaufteilung, schlanken Fensterstockabmessungen und Wetterschenkeln in Holz.

Im Zuge der Bauausführung wurde auch entschieden, den Erkerturm und die Zinnen der beiden Giebelwände zu restaurieren.

    

   

Die gesamten Sanierungarbeiten wurden nach denkmalpflegerischen Kriterien durchgeführt. Vorrangiges Ziel war die Erhaltung der historischen Substanz, des überlieferten Erscheinungsbildes und der architektonischen Wirkung. So wurden z.B. die Deckenverstärkungen in Form einer Fortschreibung des bestehenden statischen Systems durchgeführt, indem die bestehenden Holzbalkendecken durch weitere Balkenlagen ergänzt und mittels Holz/Beton Verbunddecken statisch gesichert wurden. Die Dachdraufsicht wird von möglichst wenigen Materialien geprägt, die Dacheinschnitte und die Kaminköpfe wurden optisch zurückgesetzt, indem sie im selben Grauton wie die Dachplatten getüncht wurden. Die im Gebäude vorgefundenen, historischen Elemente wurden von den beteiligten Firmen fachgerecht restauriert und prägen in unvergleichlicher Form die Innenräume.

  

  

Im Sinne einer bestmöglichen Erhaltung des bestehenden Erscheinungsbildes wurde sowohl in den Innen- wie in den Außenbereichen Materialkontinuität angestrebt, so dass der Ausbau des Dachgeschosses optisch kaum wahrgenommen wird.
Die Fassadenfarbe wurde an Hand einer Farbschichtenanalyse gewählt.

  

Was die Baukosten betrifft, ergab sich auch bei diesem Bauvorhaben die Schwierigkeit – so wie es bei derartig gelagerten Bauaufgaben sehr oft der Fall ist -, im voraus eine genaue Schätzung des Investitionsaufwandes zu formulieren, denn der eigentliche Zustand der historischen Bausubstanz zeigt sich meist erst im Zuge der Abbrucharbeiten. Im konkreten Fall fielen insbesondere die statischen Sicherheitsmassnahmen sowie die Sanierung der Bausünden, die wahrscheinlich durch frühere Umbauten verursacht worden sind, ins Gewicht.

    

Trotzdem konnte durch die Errichtung von 2 zusätzlichen Wohneinheiten, die energetische Optimierung des Gebäudes mittels Austausch der Fensterelemente, der Dämmung der Dachflächen, der Trockenlegung der Kellerräume sowie durch den Anschluss an das städtische Fermwärmenetz ein Mehrwert geschaffen werden, welcher bestimmt in Zukunft Nutzen bringen wird.